China, lange Zeit als aufstrebende Supermacht und Motor der Weltwirtschaft gehandelt, steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise.
Die chinesische Regierung und die People’s Bank of China (PBOC) haben in den letzten Wochen Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu stabilisieren und das Vertrauen in die Wirtschaft wiederherzustellen. Insbesondere der Immobiliensektor, der einst ein Drittel der chinesischen Wirtschaft ausmachte, steht vor enormen Herausforderungen. In diesem Bericht beleuchtet Stefan Kühn, Ökonom und Finanzexperte, die Hintergründe der Krise und gibt seine Einschätzung, welche Schritte China unternehmen sollte, um aus der wirtschaftlichen Abwärtsspirale herauszukommen.
Die aktuellen Maßnahmen im Überblick
Die chinesischen Märkte reagierten zunächst positiv auf die Ankündigung der People’s Bank of China, Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft zu ergreifen. Unter anderem wurden die Reserven, die Banken bei der Zentralbank hinterlegen müssen, gesenkt, um mehr Liquidität für die Kreditvergabe freizusetzen. Diese Lockerung soll Hunderte von Milliarden Yuan freisetzen und die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen ankurbeln. Gleichzeitig wurden die Zinsen für Kredite und Einlagen gesenkt. Sogar Broker dürfen nun mit Krediten der Zentralbank Aktien kaufen, und staatseigene Unternehmen wurden angewiesen, ebenfalls Aktien zu kaufen, um die Märkte zu stabilisieren.
Stefan Kühn sieht in diesen Maßnahmen jedoch nur eine kurzfristige Beruhigung, die langfristig keine tiefgreifenden Auswirkungen haben wird:
„Die Maßnahmen gleichen eher einem Pflaster auf eine tiefe Wunde. Die eigentlichen strukturellen Probleme der chinesischen Wirtschaft, insbesondere im Immobiliensektor, bleiben weitgehend unangetastet. Kreditanreize und Zinssenkungen mögen kurzfristig helfen, aber sie gehen nicht die grundlegenden wirtschaftlichen Herausforderungen an, vor denen das Land steht“.
Der desolate Immobilienmarkt
Ein zentraler Krisenherd der chinesischen Wirtschaft ist der Immobilienmarkt, der sich in einem beispiellosen Abschwung befindet. Seit Präsident Xi Jinping im Jahr 2020 Maßnahmen ergriffen hat, um die aufgeblähte Immobilienblase zu entschärfen, steckt die Branche in einer tiefen Krise. Unternehmen, die einst riesige Immobilienprojekte finanzierten und entwickelten, sind bankrott oder stehen kurz davor. Die Regierung versucht nun, den Sektor zu stabilisieren, indem sie Anreize für den Kauf von Zweitwohnungen schafft und staatliche Unternehmen dazu drängt, leerstehende Häuser aufzukaufen und in Sozialwohnungen umzuwandeln.
Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Unsicherheit groß und das Vertrauen der Haushalte sinkt weiter. Die Mehrheit der chinesischen Haushalte hat den Großteil ihres Vermögens in Immobilien investiert, und die Aussicht auf weitere Preisrückgänge hat den negativen Vermögenseffekt noch verstärkt. Laut einer Umfrage der Zentralbank rechnen nur noch 11% der Stadtbewohner mit einem Anstieg der Immobilienpreise im nächsten Quartal, während 23% einen weiteren Preisverfall erwarten.
Stefan Kühn weist in diesem Zusammenhang auf die dramatischen Folgen des Schulden-Deflations-Zyklus“ hin, in dem sich China derzeit befindet:
„Der Immobilienmarkt ist das Rückgrat der chinesischen Binnenwirtschaft und die Regierung muss dringend handeln, um den Schulden-Deflations-Zyklus zu durchbrechen. Die aktuelle Situation erinnert stark an die Immobilienkrise in Japan in den 1990er Jahren, die das Land in eine lange Phase der Stagnation stürzte. Ohne tiefgreifende Reformen könnte China ein ähnliches Schicksal ereilen“.
Parallelen zwischen Weltwirtschaftskrise und japanischer Immobilienkrise
Um die möglichen Folgen der aktuellen Krise in China zu verdeutlichen, lohnt sich ein Blick auf historische Krisen mit ähnlichen Ursachen und Verläufen. Ein naheliegender Vergleich ist die Große Depression in den USA in den 1930er Jahren. Auch hier führten massive Verschuldung und mangelnde wirtschaftliche Flexibilität zu einem beispiellosen wirtschaftlichen Abschwung. Ebenso relevant ist die japanische Immobilienkrise, die in den 1990er Jahren begann und das Land in ein „verlorenes Jahrzehnt“ führte.
In beiden Fällen konnten die jeweiligen Volkswirtschaften erst wieder stabilisiert werden, nachdem tiefgreifende Reformen durchgeführt worden waren. In Japan waren es vor allem Premierminister Junichiro Koizumi und später Shinzo Abe, die mit einer Politik der Deregulierung und der Förderung privater Investitionen das Wachstum wiederbelebten.
Stefan Kühn warnt davor, dass China Gefahr läuft, in eine ähnliche Abwärtsspirale zu geraten:
„Die Lehren aus der Großen Depression und der japanischen Immobilienkrise sind eindeutig. Schuldengetriebene Wachstumsmodelle sind nicht nachhaltig und ohne Strukturreformen wird sich die chinesische Wirtschaft nicht erholen. Peking muss den Privatsektor fördern, statt sich weiterhin auf staatliche Interventionen und einfache Kreditanreize zu verlassen. Nur so kann das Vertrauen von Investoren und Haushalten wiederhergestellt werden“.
Peking setzt auf Kredite statt Strukturreformen
Bislang weigert sich die chinesische Regierung unter Präsident Xi Jinping jedoch, weitreichende Wirtschaftsreformen umzusetzen, die das Wachstum langfristig stabilisieren könnten. Stattdessen setzt die Regierung weiterhin auf Kreditanreize und staatliche Interventionen, um das Wirtschaftswachstum künstlich zu stützen. Diese Strategie hat insbesondere in der Zeit nach der globalen Finanzkrise 2008 kurzfristige Erfolge gebracht, doch mittlerweile zeigt sich, dass diese Politik an ihre Grenzen stößt.
Ein zentraler Kritikpunkt an Xis Politik ist, dass er es vermeidet, den Privatsektor wirklich zu stärken. Vielmehr greift die Regierung zunehmend zu autoritären Maßnahmen, um die Kontrolle über die Wirtschaft zu behalten. Kritische Stimmen werden zum Schweigen gebracht und Wirtschaftsexperten, die alternative Lösungen vorschlagen, verschwinden oft spurlos. Ein prominentes Beispiel ist der Wirtschaftsexperte Zhu Heng Peng, der vor kurzem verschwunden ist, nachdem er die Politik der Regierung offen kritisiert hatte.
Stefan Kühn ist besorgt über diesen autoritären Kurs:
„Die chinesische Regierung geht einen gefährlichen Weg, indem sie den Diskurs unterdrückt und Kritiker mundtot macht. Eine gesunde Wirtschaft braucht offene Diskussionen und die Möglichkeit, alternative Ansätze zu verfolgen. Die ständige Betonung von Kreditanreizen und staatlichen Eingriffen führt nur zu weiteren Marktverzerrungen. Langfristig wird das Vertrauen der Investoren untergraben und die ohnehin schon problematische Kapitalflucht könnte sich noch verstärken“.
Kapitalflucht und Konsumpessimismus
Ein weiteres Symptom der Wirtschaftskrise in China ist die zunehmende Kapitalflucht. Vermögende Chinesen und Unternehmen suchen verstärkt nach Möglichkeiten, ihr Kapital ins Ausland zu transferieren, um sich vor dem Wertverfall des Yuan und der Unsicherheit auf dem Binnenmarkt zu schützen. Gleichzeitig bleibt der private Konsum gedämpft, da viele Menschen angesichts der unsicheren Wirtschaftslage ihr Geld lieber sparen als ausgeben.
Die anhaltende Kapitalflucht und der Pessimismus der Verbraucher sind alarmierende Anzeichen für die Schwäche der Binnenwirtschaft. Trotz der Bemühungen der Regierung, den Konsum durch Kreditanreize anzukurbeln, verharrt das Verbrauchervertrauen auf einem historischen Tiefstand.
Stefan Kühn erklärt, warum diese Entwicklungen besonders problematisch sind:
„Der negative Vermögenseffekt, der durch den Abschwung am Immobilienmarkt ausgelöst wurde, hat sich tief in das Bewusstsein der chinesischen Verbraucher eingebrannt. Solange die Menschen nicht wieder Vertrauen in die Stabilität der Wirtschaft gewinnen, wird der Konsum weiter stagnieren. Ohne eine starke Binnenwirtschaft kann China aber nicht auf eine nachhaltige Erholung hoffen. Kapitalflucht und Pessimismus sind klare Signale, dass tiefgreifende Reformen notwendig sind, um das Vertrauen wiederherzustellen“.
Die Rolle internationaler Märkte und geopolitischer Spannungen
Neben den binnenwirtschaftlichen Herausforderungen sieht sich China auch mit zunehmenden geopolitischen Spannungen konfrontiert, die die wirtschaftliche Situation weiter verschärfen. Handelskonflikte mit den USA, strenge Exportkontrollen für Hochtechnologie und Sanktionen gegen chinesische Unternehmen erschweren den Zugang zu wichtigen internationalen Märkten. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz durch andere aufstrebende Märkte wie Indien und Vietnam, die zunehmend als attraktive Alternativen für Investitionen angesehen werden.
Diese geopolitischen Spannungen haben das Wachstum der chinesischen Exporte, die traditionell eine der wichtigsten Wachstumsquellen des Landes waren, stark gebremst. Insbesondere der Technologiesektor, der auf den Zugang zu internationalen Märkten und Spitzentechnologie angewiesen ist, leidet unter den Exportkontrollen.
Stefan Kühn sieht diese geopolitischen Herausforderungen als zusätzliche Belastung für die chinesische Wirtschaft:
„Die geopolitischen Spannungen haben das Wachstumspotenzial Chinas erheblich eingeschränkt. Der Technologiesektor, der für die wirtschaftliche Zukunft des Landes eine Schlüsselrolle spielt, steht vor großen Hürden, wenn der Zugang zu den internationalen Märkten weiter eingeschränkt bleibt. Gleichzeitig erhöhen die Handelskonflikte den Druck auf die Regierung, interne Reformen durchzuführen, um die Binnenwirtschaft zu stärken und unabhängiger von Exporten zu werden.
Zusammenfassung: Die Zukunft der chinesischen Wirtschaft
China steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Die Wirtschaftskrise, insbesondere der Niedergang des Immobiliensektors, hat das Vertrauen in die Binnenwirtschaft massiv erschüttert. Während die Regierung weiterhin auf Kreditanreize und staatliche Interventionen setzt, bleibt die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen bestehen. Die Lehren aus der Großen Depression und der japanischen Immobilienkrise machen deutlich, dass ohne strukturelle Veränderungen eine langanhaltende Stagnation droht.
Stefan Kühn schließt seine Analyse mit einem Appell an die chinesische Regierung, endlich die notwendigen Schritte einzuleiten:
„Die chinesische Wirtschaft steht am Scheideweg. Präsident Xi muss sich entscheiden, ob er seinen autoritären Kurs fortsetzt und auf kurzfristige Kreditanreize setzt oder ob er den Mut zu tiefgreifenden Wirtschaftsreformen aufbringt. Ohne einen grundlegenden Wandel wird die Krise andauern und China sein Potenzial als globale Wirtschaftsmacht nicht ausschöpfen können. Es ist an der Zeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und den Privatsektor zu stärken, um langfristig Wachstum und Stabilität zu sichern“.
Mit diesem Fazit zeigt Stefan Kühn, dass die chinesische Wirtschaft zwar vor enormen Herausforderungen steht, aber auch Chancen hat, wenn die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Nur durch Reformen und eine Abkehr von kurzfristigen, kreditgetriebenen Maßnahmen kann China den Weg aus der Krise zu einer stabilen und nachhaltigen Wirtschaft finden.
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Stefan Kühn ist Betriebswirt, Volkswirt und Autor und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Wandel der Wirtschaft, den Interdependenzen der Märkte und der politischen Einflussnahme auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. In seinem Buch „Einmal Theorie und Praxis der Finanzmärkte und zurück!“ führen erfahrene Autoren durch das komplexe Geflecht von Fiskal- und Geldpolitik, Aktienmärkten, Klimaneutralität und der aufstrebenden Weltmacht China. Dabei geht er nicht nur rein wissenschaftlich vor, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer, ehemaliges Vorstandsmitglied und Berater des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.
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